Krankheit – Arbeitsunfähigkeit im Arbeitsverhältnis
Arbeitsrecht von A bis Z beschäftigt sich heute mit dem Thema Krankheit und Arbeitsunfähigkeit im Arbeitsverhältnis.
Eine Krankheit führt im Arbeitsrecht häufig zur Arbeitsunfähigkeit. Arbeitnehmer sind dann vorübergehend nicht in der Lage, ihre arbeitsvertraglich geschuldete Tätigkeit auszuüben. Die wichtigsten Regelungen dazu finden sich im Entgeltfortzahlungsgesetz (EFZG).
Was bedeutet Arbeitsunfähigkeit?
Arbeitsunfähigkeit liegt vor, wenn der Arbeitnehmer aufgrund einer Krankheit seine Arbeit nicht oder nur unter der Gefahr der Verschlimmerung ausüben kann. Die Arbeitsunfähigkeit muss dem Arbeitgeber unverzüglich gemeldet werden.
Abhängigkeit von der ausgeübten Tätigkeit
Ob ein kranker Arbeitnehmer auch arbeitsunfähig ist, hängt von der arbeitsvertraglich geschuldeten Tätigkeit ab.
Anzeige- und Nachweispflichten
Meldepflicht: Der Arbeitnehmer muss dem Arbeitgeber die Arbeitsunfähigkeit sowie deren voraussichtliche Dauer unverzüglich mitteilen.
Nachweispflicht: Besteht die Arbeitsunfähigkeit länger als drei Kalendertage, muss der Arbeitnehmer spätestens am vierten Tag einen ärztlichen Nachweis erbringen. Dies erfolgt nun durch die elektronische AU-Bescheinigung.
Dazu wie folgt:
Bei gesetzlich versicherten Arbeitnehmern wird die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) seit 2023 elektronisch von der Arztpraxis an die Krankenkasse übermittelt.
Der Arbeitgeber ruft die eAU anschließend selbst bei der Krankenkasse ab. Eine Vorlage in Papierform ist in der Regel nicht mehr erforderlich.
Privatversicherte Arbeitnehmer erhalten weiterhin eine Papierbescheinigung zur Vorlage beim Arbeitgeber.
Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall
Im Krankheitsfall hat der Arbeitnehmer grundsätzlich Anspruch auf Entgeltfortzahlung für bis zu sechs Wochen (§ 3 EFZG), sofern das Arbeitsverhältnis mindestens vier Wochen besteht. Danach besteht ggf. Anspruch auf Krankengeld von der Krankenkasse.
Rechte und Pflichten während der Krankheit
Arbeitnehmer dürfen während der Arbeitsunfähigkeit keine Tätigkeiten ausüben, die der Genesung entgegenstehen.
Arbeitgeber dürfen auch während der Arbeitsunfähigkeit kündigen. Die bloße Krankheit schützt nicht vor einer Kündigung. Eine krankheitsbedingte Kündigung ist aber nur unter bestimmten, engen Voraussetzungen wirksam.
Arbeitnehmer sind verpflichtet, alles zu unterlassen, was die Genesung verzögern könnte.
Hinweis
Die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung („gelber Schein“) ist ein wichtiger Nachweis für die Erkrankung. Seit 2023 erfolgt die Übermittlung in der Regel digital von der Arztpraxis an die Krankenkasse. Der Arbeitgeber kann sich die Bescheinigung dort dann elektronisch abrufen.
Muster: Krankmeldung an den Arbeitgeber
Muster für eine Krankmeldung
Sehr geehrte/r Frau/Herr [Name Arbeitgeber],
hiermit melde ich mich wegen Krankheit arbeitsunfähig und kann meine Tätigkeit voraussichtlich bis einschließlich [Datum] nicht ausüben. Die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung können Sie bei meiner Krankenkasse elektronisch abrufen.
Mit freundlichen Grüßen
[Name Arbeitnehmer]m
Kündigung während Krankheit – Was gilt im Arbeitsrecht?
Wichtig:
Im deutschen Arbeitsrecht gibt es kein gesetzliches Kündigungsverbot während einer Arbeitsunfähigkeit.
Arbeitgeber können also auch dann kündigen, wenn ein Arbeitnehmer krank ist.
Allerdings gelten für eine sogenannte personenbedingte Kündigung (dazu zählt die krankheitsbedingte Kündigung) strenge Voraussetzungen.
Voraussetzungen für eine krankheitsbedingte Kündigung
Eine Kündigung wegen Krankheit ist nur unter engen Bedingungen wirksam. Folgende Kriterien müssen vorliegen:
Negative Gesundheitsprognose: Es ist zu erwarten, dass der Arbeitnehmer auch in Zukunft weiterhin häufig oder langanhaltend erkrankt.
Erhebliche Beeinträchtigung betrieblicher Interessen: Die Fehlzeiten müssen den Arbeitgeber erheblich belasten – etwa durch Störungen im Betriebsablauf oder hohe Entgeltfortzahlungskosten.
Interessenabwägung zugunsten des Arbeitgebers: Nach Abwägung der Interessen beider Seiten muss die Kündigung für den Arbeitgeber zumutbar und verhältnismäßig sein.
BEM - ein betriebliches Eingliederungsmanagement sollte vom Arbeitgeber auf der Kündigung durchgeführt werden. Erfolgt dies nicht, muss er nachweisen, dass ein solches Verfahren überflüssig war.
Tipp:
Betroffene sollten sich im Falle einer Kündigung wegen Krankheit sofort rechtlich beraten lassen und prüfen, ob eine Kündigungsschutzklage sinnvoll ist.
Tipp
Arbeitnehmer sollten sich bei längerer oder häufiger Krankheit frühzeitig über ihre Rechte informieren. Arbeitgeber sollten die gesetzlichen Vorgaben zur Entgeltfortzahlung und zum Nachweis der Arbeitsunfähigkeit beachten.
Krankheit und Urlaub
Erkrankt ein Arbeitnehmer während des Urlaubs, werden die durch ärztliches Attest nachgewiesenen Krankheitstage nicht auf den Urlaub angerechnet (§ 9 BUrlG). Die Arbeitsunfähigkeit muss dem Arbeitgeber unverzüglich angezeigt und nachgewiesen werden.
Krankheit im Arbeitsverhältnis – kurz erklärt!
Arbeitnehmer müssen die Arbeitsunfähigkeit und deren voraussichtliche Dauer dem Arbeitgeber unverzüglich melden.
Spätestens am vierten Krankheitstag muss eine ärztliche Bescheinigung erfolgen – der Arbeitgeber kann diese auch früher verlangen. Dies geschieht elektronisch.
Im Krankheitsfall zahlt der Arbeitgeber bis zu sechs Wochen das Gehalt weiter, danach ggf. Krankengeld von der Krankenkasse.
Eine Kündigung wegen Krankheit (personenbedingt) ist nur unter engen Voraussetzungen möglich – Betroffene sollten rechtlichen Rat einholen.
Abschließende Hinweise zur Krankheit im Arbeitsverhältnis
Krankheit und Arbeitsunfähigkeit sind im Arbeitsverhältnis häufige Themen. Arbeitnehmer und Arbeitgeber sollten ihre Rechte und Pflichten kennen, um Konflikte zu vermeiden.
FAQ zum Thema Krankheit und Arbeitsunfähigkeit des Arbeitnehmers
Wann liegt eine Arbeitsunfähigkeit vor?
Die Arbeitsunfähigkeit des Arbeitnehmers liegt dann vor, wenn der Arbeitnehmer aufgrund der konkreten Erkrankung nicht in der Lage ist, die geschuldete Arbeitsleistung zu erbringen. Die Arbeitsleistung muss entweder unmöglich oder wesentlich erschwert sein.
Was muss der Arbeitnehmer beim Vorliegen der Arbeitsunfähigkeit machen?
Mit dem Beginn einer Arbeitsunfähigkeit ist der Arbeitnehmer verpflichtet, den Arbeitgeber unverzüglich über seine Arbeitsunfähigkeit und deren voraussichtliche Dauer zu informieren. Weiter muss der Arbeitnehmer bei einer Erkrankung von mehr als 3 Kalendertagen dem Arbeitgeber die AU-Bescheinigung übersenden.
Wer zahlt bei einer Kündigung im Krankheitsfall?
Während des bestehenden Arbeitsverhältnisses zahlt der Arbeitgeber für 6 Wochen die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Daran ändert die Kündigung zunächst nichts. Mit Ablauf der Kündigungsfrist endet aber der Anspruch auf Entgeltfortzahlung.
Ist eine Kündigung während der Krankheit möglich?
Ja, eine Kündigung während der Erkrankung ist möglich. Es gibt kein gesetzliches Kündigungsverbot während der Arbeitsunfähigkeit des Arbeitnehmers.
An welchem Tag beginnt die Arbeitsunfähigkeit?
Die Arbeitsunfähigkeit beginnt in der Regel mit dem Tag der Feststellung durch den Arzt und ist auf dem Krankenschein vermerkt.
Um wie viel Uhr endet die Krankschreibung am letzten Tag?
Die Krankschreibung endet am letzten Tag der Arbeitsunfähigkeit um 24:00 Uhr.
Darf der Arbeitnehmer während der Krankschreibung ausgehen?
Der Arbeitnehmer muss sich gesundheitsfördernd verhalten und alles unterlassen, was zu einer Verschlechterung bzw. Verlängerung seiner Arbeitsunfähigkeit führt. Er kann also in der Regel Spazierengehen oder sogar leichten Sport machen, wenn dies die Genesung fördert.
Ist Arbeitsunfähigkeit und Krankheit dasselbe?
Nein, die Arbeitsunfähigkeit geht weiter als eine Krankheit. Ein hoher Blutdruck ist eine Krankheit, führt aber nicht dazu, dass der Arbeitnehmer deshalb arbeitsunfähig ist. Arbeitsunfähigkeit bedeutet, dass der Arbeitnehmer aufgrund gesundheitlicher Probleme nicht in der Lage ist, seine Arbeit zu verrichten.
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